Stiftungsgeschichte

Eine Gesellschaft ist so gesund wie sie sich Kindern, Behinderten, Kranken und alten Menschen gegenüber verhält, aber auch im Umgang mit Sterbenden offenbart sich unsere Einstellung zu unseren Mitmenschen. Wenn es unser Selbstverständnis ist, dass Sterben zum Leben gehört, wird es zu unser aller Aufgabe, die Möglichkeit zu schaffen, dass dieser letzte Weg nicht einsam, sondern gemeinsam und in Würde begangen werden kann.

In der Stadt und im Kreis Offenbach leben ca. 460.000 Einwohner. Rund 3.300 Sterbefälle gibt es derzeit jährlich im Kreis, in der Stadt sind es weitere 1.200. Prognosen gehen davon aus, dass sich die Zahl in 15 Jahren auf 6.000 steigert. Im Kreis Offenbach gibt es derzeit kein stationäres Hospiz. Während sich nördlich des Mains etliche Hospize um die Sterbenden kümmern, existiert zwischen Langen und Mainhausen nicht eine einzige stationäre Einrichtung zur Sterbebegleitung. Viele Todkranke gehen deshalb nach Frankfurt, Hanau oder die Stadt Offenbach – doch auch dort gibt es Wartelisten. Aktuell werden mindestens 20 Plätze benötigt. Durch den demografischen Wandel wird sich der Bedarf weiter erhöhen.

2011 wurde der Rotary Club Rodgau durch die Ärzte Nikos Stergiou und Wolfgang Gula in den eigenen Reihen auf das Problem aufmerksam. Nach zahlreichen Treffen nahm die Idee „Ein Hospiz für die Region“ Konturen an und die Mitglieder fassten den Entschluss, die ungeheure Herausforderung anzunehmen. Das Projekt wurde, im Sinne der regionalen Förderung für die kommenden Jahre, zum Leuchtturmprojekt erklärt.

Der Rotary Club Rodgau erarbeitete ein Grobkonzept, setzte sich mit Zahlen und Fakten auseinander, diskutierte über Grundstücke, Betreiber, Fördervereine und behördliche Auflagen zum Stiftungsrecht. Eine Stiftung sollte zur Realisierung dieses ambitionierten Vorhabens gegründet werden. Woche für Woche gingen nun die Mitglieder auf Achse, um mit allen Bürgermeistern im Kreisgebiet, dem Landrat und möglichen großen Sponsoren die Spendenmöglichkeit mit einer Zustiftung auszuloten. Die Verwirklichung des Hospizes wurde zum größten Projekt, das sich der junge rotarische Club vorgenommen hatte. Alle Mediziner und nahezu ein Drittel der Mitglieder sollten viele Jahre in dauerhafter Verantwortung stehen.
Eine besondere Herausforderung war das Stiftungskapital. Knapp 80.000 Euro mussten von gut zwei Dutzend Mitgliedern aufgebracht werden, um die Stiftung überhaupt zu beantragen.

Am 20. Juni 2014 war es dann endlich soweit: Der Antrag für die Hospiz Stiftung Rotary Rodgau wurde offiziell genehmigt. Ihre Aufgabe: Für all diejenigen einen Ort zu schaffen, denen ein Abschiednehmen im gewohnten Umfeld nicht vergönnt ist und ihnen zu ermöglichen, dennoch liebevoll begleitet den letzten Weg zu gehen. Mit Unterstützung der Gemeinden, mit Hilfe sozialen bürgerlichen Engagements aber auch der notwendigen finanziellen Unterstützung aller Bürgerinnen und Bürger sollte es gelingen, einen Abschied in Würde zu ermöglichen.