Heute vor einem Jahr, am 28. Februar 2020, wurden in einer unvergessenen Feier symbolisch die Schlüssel für das Hospiz am Wasserturm an die Mission Leben übergeben. Am darauffolgenden Tag am 1.3.2020 nahm das Team um Christina Dölle den Betrieb auf. Die ersten zwei Wochen galten der Einarbeitung der neuen Pflegefachkräfte und der Strukturierung der Arbeitsabläufe. Am 16.3.2020 zog dann der erste Gast im Hospiz ein. Seit dieser Zeit sind 127 Menschen in unserem Hospiz begleitet und umsorgt worden. Wir haben bisher 18 Pflegefachkräfte eingestellt, aber es werden immer noch weitere Kräfte gesucht, die sich dieser besonderen Aufgabe der Sterbebegleitung stellen wollen.
Unsere Besonderheit ist, dass wir selbst im Hospiz kochen. Das heißt, dass sich unsere Hauswirtschaftskräfte jeden Tag aufs Neue auf die kulinarischen Wünsche der Gäste einstellen. Auch Ehrenamtliche unterstützen uns in der Küche.Jeden Tag bereiten sie ganz frisch und mit Liebe die Mahlzeiten zu und was nicht da ist, wird besorgt. Ganz oft haben wir Gäste, die zuhause oder in der Klinik das Essen eingestellt hatten und hier wieder mit Genuss die Kleinigkeiten genießen und sich an dem schön dekorierten Teller erfreuen.
Seit letzten Herbst haben wir sogar ein eigenes Hochbeet mit frischen Kräutern, die uns die Freunde des Wasserturms gespendet haben. Jeder Gast gibt uns den Tagesablauf vor, das heißt, dass die Selbstbestimmung jedes Einzelnen die oberste Priorität für uns hat und wir unser Handeln danach auslegen, sei es bei der Körperpflege, den Mahlzeiten oder dem Schlafrhythmus. Aber nicht nur das körperliche Wohl liegt uns am Herzen, sondern auch das Seelische. Auf Wunsch besucht unsere Seelsorgerin die Gäste oder auch der eigene Priester der Gemeinde. Sie beten gemeinsam mit den Gästen, oder haben einfach nur ein offenes Ohr. Einmal die Woche kommt die Musiktherapeutin und ab und zu schauen unsere Therapiehunde vorbei.
Zitate von Angehörigen lauten: „Wir sind so froh, dass wir die letzten Tage hier verbringen durften. Es war ein Geschenk!“ oder auch „Sie leisten am Ende eines Lebens eine Arbeit, die letztendlich nicht vom Erfolg der Heilung gekrönt werden kann, aber doch so wichtig ist, weil sie die wichtigsten Elemente der ärztlichen und Pflegerischen Tätigkeiten erfordert: Die Humanität!” Wiederum andere sagten: „Auch wir als Angehörige wurden immer gut umsorgt und begleitet“.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Hospizarbeit ist natürlich die Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Hospizgruppen aus dem Kreis Offenbach. Ehrenamtliche kommen zu Besuch und lesen den Gästen vor, gehen mit ihnen spazieren oder sitzen einfach nur still am Bett. Für die ärztliche Versorgung im Hospiz haben wir 5 Ärzte aus Rodgau, Rödermark und Seligenstadt gewinnen können die unsere Gäste hier betreuen und regelmäßig besuchen.Leider ist das Hospiz in den Zeiten von Corona gestartet und konnte in diesem ersten Jahr nicht die so wichtige und offene Hospizarbeit so leben wie es normalerweise sein sollte. Besucher müssen begrenzt werden, die so wichtige menschliche Nähe ist kaum möglich und die Kultur des offenen Hauses kann seit Eröffnung nicht wirklich gelebt werden.
Dennoch haben wir kreative Möglichkeiten gefunden, den Gästen und Besuchern unter den strengen Hygieneauflagen den Besuch und Abschied zu ermöglichen. Dank des schönen und großzügigen Gartens ist dies sehr gut möglich.
Wir testen 2x die Woche die Mitarbeiter, Gäste und Therapeuten und haben uns als Team impfen lassen. Wir alle hoffen, dass wir bald das Hospiz so öffnen können wie es sein sollte.
Im Kreis der Mitarbeiter wurde heute Nachmittag im Garten des Hospizes eine kleine Feier mit Kaffee, Kuchen und einer Bratwurst begangen, nicht ohne dem Rotary Club Rodgau und der Hospiz Stiftung Rotary Rodgau und den unzähligen Spendern zu danken, die das Hospiz für unsere Region ermöglicht haben.